Deposit Beta: Die Antwort auf Zinsveränderungen bei Bankeinlagen

Was bedeutet Deposit Beta bei Banken? 

Deposit Beta beschreibt die Reaktion von Bankeinlagen auf Veränderungen der Zinsen, insbesondere auf Änderungen der Leitzinsen. In diesem Artikel erklären wir, was Deposit Beta bedeutet, wie diese Bankenkennzahl sich im Laufe der Zeit verändert und welche Faktoren es beeinflussen. Deposit Beta ist eine wichtige, aber wenig beachtete Kennzahl für Banken.

Wie verändert sich Deposit Beta? 

Deposit Beta ist eine dynamische Kennzahl, die für jede Bank unterschiedlich ist. Sie zeigt, wie stark die Zinssätze für Bankeinlagen auf Veränderungen der Leitzinsen reagieren oder reagieren müssen. Wenn die Leitzinsen steigen, kann die Bank dazu neigen, die Zinssätze für Bankeinlagen entsprechend anzupassen. Deposit Beta ermöglicht es uns, diese Reaktion zu quantifizieren und besser zu verstehen. 

Es ist wichtig zu beachten, dass Deposit Beta sich im Laufe der Zeit verändern kann. Verschiedene Faktoren beeinflussen diese Veränderungen. Zum Beispiel können wirtschaftliche Bedingungen, regulatorische Änderungen oder sogar individuelle Bankstrategien eine Rolle spielen. Wir bei MarxenBrothers beschäftigen uns intensiv mit Deposit Beta – wobei wir verstehen, dass historische Daten nur ein Aspekt sind und wichtiger eine qualitativ-logische Analyse der möglichen zukünftigen Pfade ist. 

Deposit Beta und der Zinserhöhungszyklus

Interessanterweise zeigt sich oft, dass Deposit Beta am Ende eines Zinserhöhungszyklus stärker ansteigt als zu Beginn. Dies liegt daran, dass Banken in einem solchen Zyklus ihre Einlagenzinsen möglicherweise schneller anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und attraktive Renditen zu bieten. Hintergrund ist, dass am Anfang der Unterschied zwischen oft zinslosen Bankeinlagen und Leitzinsen nur gering ist und dies nicht direkt zu einer Verhaltensänderung führt. Im Verlauf der Zeit gibt es dann allerdings einen größeren Anreiz, Gelder von Bankeinlagen abzuziehen und zum Beispiel in Geldmarktfonds zu stecken. Es kommt zudem dazu, dass es oft sinnvoll sein könnte, etwas zu warten, wenn in der nächsten Zukunft weitere, starke Zinserhöhungen erwartet werden. Wenn diese nicht mehr erwartet werden, dann bringt es wenig weiterhin zu warten und die Attraktivität von Geldmarktfonds steigt. Zudem sinkt dann die generelle Liquidität im Bankensystem. 

Deposit Beta und Liquidität im Bankensystem

Liquidität im Bankensystem ist oft nur schwer zu erfassen. Eine stark vereinfachte Möglichkeit ist, sich anzusehen, wie sich Cash und Cashähnliche Assets im Verhältnis zu den Gesamtassets einer Bank verhalten. Werte von über 10% deuten häufig auf eine sehr liquide Situation hin, während Werte nahe 5% kritisch sein können. 

Dies ist allerdings wie gesagt eine zu stark vereinfachte Sichtweise, da bei Banken immer auch die Passivseite zu beachten ist und die anderen Assets. Wenn die Bank viele langfristige Termineinlagen hat und gleichzeitig eher kurzfristige Kredite zu höheren Zinsen vergeben hat, ist oft auch ein niedrigeres Verhältnis von Cash zur Gesamtbilanz nicht gefährlich. Anders kann auch viel Cash nicht helfen, wenn auf der Passivseite vor allem zinslose Einlagen liegen und auf der Aktivseite viele sehr lang laufende Kredite mit niedrigen Zinsen, wie Hypothekendarlehen. 

Fazit: Ein Blick auf Deposit Beta

Es ist also sinnvoll sich zu überlegen, welche Auswirkungen Deposit Beta auf unterschiedliche Banken haben könnte und dies insbesondere am Ende eines Zinserhöhungszyklus zu betrachten. 

Anfang Juni 2023 könnten wir an einem solchen Ende des Zinserhöhungszyklus stehen und einer der größten Einflüsse auf die Profitabilität von Banken in den nächsten Quartalen könnte das Niveau und die Änderungen des Niveaus