Fahrrad

Fahrradaktien – ein Megatrend in der Mobilität

Bisher spielen eBikes und andere Fahrräder an der Börse nur eine Nebenrolle. Während Autohersteller in vielen Indices prominent vertreten sind. Hintergrund ist, dass der Fahrradmarkt bis vor einigen Jahren relativ klein und stark fragmentiert war. Der Aufschwung von e-Bikes und die erhöhte Nachfrage in den Jahren 2020-2021 hat einige Marktteilnehmer sehr reich gemacht. 

Wie man im Markt partizipieren kann werden wir in diesem Artikel betrachten. Noch immer ist es so, dass die meisten Brands und Hersteller im Privatbesitz sind und der Markt ist nach wie vor fragmentiert. 

TLDR

Der Fahrradmarkt war 2020-2021 in einem starken Boom und ist nun in 2022-2023 in einem leichten Abschwung. Weiterhin kommen ständig neue Innovationen auf den Markt, der an sich stark fragmentiert ist. Bisher kann man nur in wenige Gesellschaften direkt investieren. Wir werden hier aber versuchen die ganze Branche zu betrachten, aber auch auf einige Aktien kurz eingehen.

Aktienübersicht Fahrradindustrie

NameLandMarktkapitalisierungFokus
ShimanoJapan15 Milliarden USDSchaltungen, Motoren, Bremsen.
Fox GroupUSA5 Milliarden USDFederung
Giant ManufacturingTaiwan2 Milliarden USDFahrräder

Weitere Fahrradaktien in einer Tabelle weiter unten! 

Marktübersicht

Der Markt für Fahrräder ist nach wie vor stark fragmentiert und besteht aus langen Lieferketten und vielen spezialisierten Firmen. Firmen, die analog wie Tesla eine tiefe, eigene Wertschöpfung aufbauen sind selten bis nicht existierend. Viele Marken sind auch reine Marketingfirmen, die Herstellung passiert woanders. 

Wo ist die Fahrradindustrie zu Hause?

Viele dieser Marken kommen aus Europa, aber auch aus den USA. Die großen Hersteller sind vor allem in Taiwan zu finden, wobei günstigere Fahrräder wiederum in China und Vietnam produziert werden. Spezialteile kommen zu einem großen Teil aus Taiwan, aber auch aus europäischen Ländern, China und Japan. 

Reifenhersteller sind vor allem aus Deutschland, Italien, Japan und Festlandchina. Die e-Motoren kommen vor allem aus Deutschland, Japan und China. Schaltungen kommen vor allem aus Deutschland und Japan für die absoluten Spitzenmodelle, aber es gibt auch einige Hersteller aus Taiwan und Italien, neben chinesischen Herstellern. Auch bei Bremsen sind deutsche und japanische Hersteller mit führend aber auch hier gibt es viele unterschiedliche Firmen. 

Größe der Firmen in der Fahrradindustrie

Die meisten Firmen sind kleine und mittlere Unternehmen. Es gibt aber auch einige große Unternehmen, mit wichtigem Fahrradgeschäft. Zum Beispiel die deutschen Unternehmen Bosch, Continental und die japanische Panasonic haben einige wichtige Produkte im Fahrradbereich. Die einzige wirkliche Aktiennotierte Weltfirma in dem Bereich ist allerdings die japanische Aktie Shimano. 

Die meisten Firmen sind allerdings kleine Familienbetriebe mit engen Kooperationen untereinander. Daher entstehen und entstanden viele Cluster, wie die Cluster im Taichung aber auch Taipei und in Norditalien und Deutschland. Die meisten Firmen sind in Privatbesitz und arbeiten oft symbiotisch zusammen. 

Fahrräder – Zyklische Konsumgüter im Megatrend

Fahrräder sind typischer zyklischer Konsum und in diesem Segment nicht unähnlich im Vergleich zu Autos. Im Gegensatz zu diesen sind viele Fahrräder aber reine Freizeitgeräte. Zwar gibt es in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark und auch etwas in anderen europäischen Ländern auch viele Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, aber insbesondere in Lateinamerika, USA, Kanada und Asien sind Fahrräder nach wie vor vor allem Freizeitgüter und damit noch zyklischer als in Europa. Wenn irgendwo gespart werden muss, dann am neuen Fahrrad und wenn man viel Geld übrig hat, dann könnte ein neues Fahrrad vielleicht genau das richtige sein. Sie sind also klassische zyklische Konsumgüter.

Gleichzeitig gibt es seit Jahren einen klaren Megatrend: Städte versuchen Fahrradfreundlicher zu werden und viele Städte haben große Verbesserungen vorgenommen. Insbesondere in Amsterdam und Kopenhagen sind Fahrräder eines der wichtigsten Fortbewegungsmittel, aber auch in anderen Städten entstehen ständig neue Radwege und Infrastruktur von Fahrradparkhäusern, bis Leihräder. Dies führt zu einem immer attraktiveren Angebot aufs Fahrrad umzusteigen. Auch die Trends von Umweltschutz, Klimaschutz und gesundem Leben helfen dem allgemeinen Fahrradtrend und auch die Fahrräder an sich entwickeln sich ständig weiter. 

Stadtplanung für Fahrräder

In den letzten Jahren haben sich viele Städte weltweit dazu verpflichtet, fahrradfreundlicher zu werden. Amsterdam und Kopenhagen gelten als Vorreiter dieser Bewegung, da sie seit Jahrzehnten eine hohe Fahrradnutzung haben und ihr Stadtplanungskonzept entsprechend angepasst haben. In Amsterdam gibt es beispielsweise mehr Fahrräder als Einwohner, und Kopenhagen hat das Ziel, bis 2025 klimaneutral zu sein, wobei der Fahrradverkehr eine wichtige Rolle spielt.

Aber auch andere Städte in Europa haben in den letzten Jahren ihre Infrastruktur für Radfahrer verbessert, darunter Paris und Berlin. In Paris wurde das Fahrradverleihsystem Vélib’ eingeführt und es wurden mehrere Kilometer Fahrradwege gebaut. In Berlin hat sich in den letzten Jahren ebenfalls einiges getan, unter anderem mit dem Ausbau des Radwegenetzes und der Einführung von Fahrradstraßen.

Diese Entwicklungen zeigen, dass Fahrradfahren als umweltfreundliche, gesunde und kostengünstige Art der Fortbewegung immer mehr an Bedeutung gewinnt und dass Städte auf der ganzen Welt bestrebt sind, die Voraussetzungen für eine sichere und komfortable Fahrradnutzung zu schaffen.

Fahrräder – Hochtechnologie!

Fahrräder sind und werden immer mehr zu High-Tech. Der Trend zu e-Bikes ist ungebrochen und diese entwickeln sich ständig weiter. Motoren werden effizienter und stärker und das gleiche passiert bei Batterien. Aber auch die Navigation wird einfacher mit verschiedenen Fahrradapps und der Inklusion von Fahrrädern als Fortbewegungsmittel bei Google Maps. 

Zudem kommen Innovationen beim Fahrradtransport durch bessere Aufbauten an Autos, durch faltbare Fahrräder (folding bikes) oder auch durch Fahrradparkhäuser. 

Und nicht zu vergessen Fahrräder und Handbikes für beeinträchtigte Menschen, die damit mobiler werden können. 

Marktupdate 2023

Der langfristige Trend zu e-Fahrrädern traf auf eine extreme zyklische Nachfrage im Jahr 2020 und 2021, als viele Menschen in Europa und Nordamerika keine Flugreisen unternehmen konnten und wollten und mehr mit dem Fahrrad unterwegs waren. Die Kosten für Container von Asien nach Europa errreichten ungekannte Höhen von mehreren 10,000 Dollar. Anfang 2023 sind diese Kosten wieder auf 2000-3000 Dollar für einen Container von Asien nach Europa gefallen. 

Wichtigste Komponenten von Fahrrädern 

Rahmen: 

Traditionell bestanden die Rahmen aus Eisen und Stahl. Mittlerweile gibt es aber vor allem Rahmen aus Aluminium, Carbon oder Kompositmaterialien. Auch die Stahlrahmen wurden stärker als auch leichter. Insgesamt wurden viele Rahmen in den letzten 30-40 Jahren im Schnitt um 20-50% leichter. Auch dies bot den Rahmen für weitere technologische Innovation.

Gangschaltungen: 

Die japanische Firma Shimano ist hier der führende Hersteller für Kettenschaltungen und stark bei Nabenschaltungen. Bei Nabenschaltungen ist die deutsche Firma Rohloff und die niederländische Enviolo wichtige Konkurrenten. 

Die englische SRAM hat sowohl Naben- als auch Kettenschaltungen und vor allem kombinierte Schaltungen im Angebot. Zudem gibt es noch den kleinen deutschen Nischenanbieter Pinion – der ein Getriebe einbaut. Rohloff und Pinion sind die teuersten und hochwertigsten Produkte. Shimano deutlich günstiger, aber auch mit sehr guter Qualität.  

Zudem gibt es dutzende weitere Hersteller, insbesondere aus Deutschland, Italien, Taiwan und Festlandchina. 

Bremsen: 

Hier ist wiederum Shimano führend. Auch hier gab es viel Innovation in den letzten Jahren und mittlerweile haben sich Scheibenbremsen durchgesetzt, da sie wesentlich stärker sind als die V-Bremsen, die traditionell eingesetzt wurden. Insbesondere bei e-Bikes müssen die Bremsen auch mit der Motorunterstützung kommunizieren, damit es hier nicht zu Problemen kommt.

Motoren: 

E-Motoren kommen vor allem von Shimano, Bosch, Yamaha und Brose. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich sehr viele Firmen, wie die chinesische Bafang oder die taiwanesische… 

Batterien

Hier bieten Bosch und Shimano eigene Batterien an und versuchen in einem geschlossenen System zu bleiben. Dies führt auch dazu, dass die Batterien zwar oft eine wirklich hohe, verlässliche Qualität haben, aber auch viel teurer sind als andere Batterien.

Vieles läuft über Panasonic und chinesische Hersteller. Auch taiwanesische Hersteller sind hier stark. 

Reifen: 

Hier ist die deutsche Firma Bohle, die mit der Markt Schwalbe der bekannteste Hersteller ist. Aber auch Continental und andere Reifenhersteller bieten Reifen für Fahrräder an. 

Navigationssysteme

Immer wichtiger werden die Karten- und Navigationssysteme der großen Technologieunternehmen. Es gibt allerdings auch eine Menge von Nischenunternehmen. 

Andere Komponenten

Daneben gibt es noch sehr viele andere Komponenten. Sattel, Lichter, Kabel, Verbindungen, Stoßdämpfer, etc. 

Wo sind Hersteller und Konsumenten

Der Trend zu Fahrrädern ereignet sich weltweit. Die wichtigsten Märkte befinden sich in Europa und Nordamerika, allerdings sind auch andere Gegenden am Aufholen. 

In der Mongolei hat sich unter schwierigen Bedingungen seit 2017 eine kleine Fahrradcommunity gebildet. 

In Kolumbien entstand eine große Fahrradkultur, insbesondere im Gebiet um Bogota. In der Stadt Bogota wird halbtags am Wochenende viele Straßen gesperrt und überall entstehen neue, eigene Fahrradwege. Zudem hilft der Hype um die kolumbianischen Helden der Tour de France. 

Auch in Fernost sind China und Japan Fahrradländer. In China werden die meisten Rahmen hergestellt. In Japan ist mit Shimano der wichtigste Komponentenkonzern angesiedelt. 

In Polen gibt es einige Fahrrad Startups, aber auch in Litauen, Lettland und Rumänien tut sich einiges. Vielen dieser kleinen Firmen fällt es allerdings schwer zur nötigen Größe zu wachsen.

Ausblick

Der Ausblick ist kurzfristig negativ. In den Jahren 2020,2021 und 2022 haben viele Konsumenten sich neue Fahrräder gekauft und diese Sonderkonjunktur geht nun zurück. Die mögliche Rezession und die hohen Preise könnten weiteren Druck auf die Fahrradhändler ausüben. Die Preise für Fahrräder könnten also fallen. 

Gleichzeitig bleiben wichtige langfristige Trends erhalten: Motoren und Batterien werden immer besser, so dass Fahrräder sinnvolle Verkehrsmittel bei guter Wetterlage sind. Zudem gibt es immer mehr Versuche Lieferdienste auf Fahrrädern anzubieten. 

E-Bikes machten schon im Jahr 2020 etwa 30-40% des gesamten Umsatz in Europa bei Fahrrädern aus und dies soll in den nächsten Jahren noch ansteigen.

Fahrradaktien in der Übersicht

NameLandMarktkapitalisierungFokus
ShimanoJapan15 Milliarden USDSchaltungen, Motoren, Bremsen.
Fox GroupUSA5 Milliarden USDFederung
KYBJapan700 Millionen USDFederungen etc. aber vor allem für Motorräder und Autos
YamahaJapan8 Milliarden USDVor allem Motorräder aber auch e-Bike Motoren
ContinentalDeutschland13 Milliarden EURVor allem Produkte für die Autoindustrie
PiererÖsterreich2,7 Milliarden EURVor allem Motorräder, aber auch Fahrradprodukte
Giant ManufacturingTaiwan2 Milliarden USDFahrräder
TriggoPolen4 Millionen EURKonzepte mit verstellbaren Reifen
PanasonicJapan20 Milliarden USDViele Elektronikprodukte. U.a. Batterien für Fahrräder
VoltaboxDeutschland20 Millionen EURE-Batterien

Updates:

Die niederländische Accell Gruppe wurde im Jahr 2022 von KKR übernommen. Damit ist ein weiterer Fahrradhersteller vom Aktien Markt verschwunden.

Die Ralf Bohle GmbH aus Deutschland dominiert weiterhin den Markt für Fahrradreifen mit ihrer Marke Schwalbe. Autoreifenproduzenten und Hersteller aus dem Bereich der Motorräder sind im Markt aktiv, haben aber bisher nur kleine Marktanteile. 

Es gibt sehr viele neue, spezialisierte Hersteller wie Katanga, Aventi, Velove und viele weitere, die einzelne Segmente des Fahrradmarktes angehen. Es ist allerdings sehr schwierig im Markt Fuß zu fassen, wie das Beispiel Triggo zeigt. Sie stehen kurz vor der Pleite und müssen durch einen sehr schwierigen Restrukturierungsprozess gehen mit ungewissem Ausgang. Viele Informationen zu Velomobile und Trikes gibt es bei Trikeguide.com

Bei Voltabox wird es auch spannend, ob die Firma komplett von der Börse verschwinden wird.