Crypto Fiat Flow Model

Das Crypto Fiat Flow Model have ich, Philipp Marxen, im Jahr 2021 entwickelt um die Entwicklung des Cryptomarktes nachvollziehbar zu machen. 

Die Ausgangsüberlegungen:

  1. Es gibt ein Cryptoökosystem aus Cryptominern, Marktplätzen, Investoren, Programmierern, Anlegern und viele andere Unternehmen, Tätigkeiten und Menschen. 
  2. Dieses Ökosystem ermöglicht die Existenz von Crypto. 
  3. Das Ökosystem hat reale Kosten, welche in akzeptierten Währungen beglichen werden müssen. 
  4. Übersteigen die Geldflüsse in den Cryptomarkt die Kosten des Ökosystems, so können sich die Cryptopreise erhöhen. Sollten diese Geldflüsse stocken oder sogar niedriger liegen als der Cryptomarkt, so bricht der Markt zusammen. 
  5. Analog kann dieses Modell auch auf den Markt für Kunst und für Gold angewendet werden – dazu komme ich mal in einem späteren Artikel. 

Was sind die Fiatkosten des Crypto Ökosystems? 

Die Fiatkosten sind vor allem Kosten für Programmierer, Server, Grafikkarten, Energie, Immobilienmiete, Grafiker, Werbung und vieles mehr. Diese Kosten müssen letztlich in Fiatwährungen getätigt werden, häufig in USD, aber teilweise auch in anderen Währungen. 

Woher bekommt das Crypto Ökosystem Fiat Währungen? 

Das Fiatgeld um diese Kosten zu decken kommt vor allem von Anlegern, die in Cryptos investieren, aber auch von Fondsgesellschaften und Gründern, die Projekte im Cryptobereich anschieben und sogar vereinzelt von Banken, die Cryptofirmen finanzieren. Silvergate ist dabei eine der führenden Banken. 

Bezahlen Crypto Projekte nicht in Cryptos? 

Dies ändert nichts am Modell. Natürlich kann ein Crypto Projekt ein anderes Projekt in eigenen Coins bezahlen oder auch die eigenen Programmierer in Coins bezahlen. Diese Programmierer haben allerdings echte Fiatkosten für Miete, Essen etc. entweder die Programmierer bezahlen dies dann mit erspartem Fiatgeld und bringen so praktisch wie Anleger Fiatgeld in den Cryptobereich, oder sie verkaufen die Cryptos an andere Anleger um Fiatgeld zu erhalten. 

Wie hoch sind die Kosten des Crypto Ökosystems? 

Die Kosten des Crypto Ökosystems lagen im Jahr 2019 bei ca. 2 Milliarden USD. Im Jahre 2021 lagen die Fiatkosten bei ca. 50 Milliarden USD. Die Fiatkosten haben sich also vervielfacht! 

Wie hoch waren die Fiatflüsse in den Cryptomarkt?

Zumindest deutlich höher als die Kosten! Denn diese Kosten müssen mit real existierenden Fiatgeld beglichen werden! Im Jahr 2021 musste es also mindestens 50 Milliarden an Zuflüssen gegeben haben, nur um die Kosten zu decken. Davon kamen sicherlich mindestens 45 Milliarden von Anlegern und nur ein kleiner Teil von VCs, Gründern, Banken etc. 

Ändern neue Cryptowährungen oder Anzahl das Model? 

Nein. Das Modell wird dadurch im Grunde nicht geändert. Cryptos kann man als Black Box sehen. Wieviele BTC existieren ist nicht relevant für die Fiatkosten.

Könnte man es nicht per Crypto Währung aufbrechen?

Ja! Man könnte einzelne Pools für die unterschiedliche Währungen erstellen. Das führt dazu, dass Bitcoin im Vergleich zur Marktkapitalisierung wenig Fiatkosten hat. Die Bitcoin Marktkapitalisierung liegt oft bei 30-60% der gesamten Kapitalisierung des Bereichs. Aber bei Mining und Programmierern und Werbung macht Bitcoin und das Bitcoin Ökosystem nur einen kleinen Teil aus.


Was bedeutet dies für Bitcoin und Altcoins? 

Dies bedeutet, dass Bitcoin weniger stark auf Änderungen der Kosten und Fiatflüsse reagiert. In Zeiten von verstärkten Zuflüssen sollten Coins mit höheren anteiligen Ökosystemkosten stärker profitieren als Bitcoin. In Zeiten mit niedrigeren Zuflüssen sollte Bitcoin sich besser halten können als Coins mit anteilig teuren Ökosystemen. 

Wie können wir die Ökosystemkosten schätzen? 

Viele Projekte sind öffentlich. Darunter vor allem Coinbase aber auch Northern Data oder Riot. Zudem gibt es schätzungen für die Werbeausgaben von FTX und Cryptocom. Aus all diesen Punkten erstellt sich ein Gesamtbild der Kostenstruktur, auch wenn es unmöglich ist, dies genau zu gestalten. 

Sind die Kosten im Jahr 2022 gefallen? 

Ja! Die Fiatkosten des Crypto Ökosystems sind im Jahr 2022 schon stark gefallen. Trotzdem liegen sie noch ein vielfaches höher als die Kosten 2019. Ich schätze, dass die Kosten 2022 bei ca. 20-30 Milliarden liegen wird, nach ca. 50 Milliarden im Vorjahr. 

Kann es mal Fiat Abflüsse aus dem Cryptomarkt geben?

Nein! Aggregiert auf den ganzen Markt betrachtet müssen die Fiatkosten ausgeglichen werden. Es kann also in dem Sinne nicht zu Fiat Abflüssen kommen. Es könnte in dem Sinne Abflüsse geben, wenn Projekte große Fiatreserven auflösen – diese Fiatreserven kann man aber als noch nicht in Fiat geflossene Gelder sehen. In der Praxis ist dies auf aggregierter Ebene noch nie vorgekommen. Es muss immer aggregiert Geld in Fiat fließen – auch in einem Cryptowinter. 

Wie hoch wäre das mindeste um Crypto an sich am Leben zu halten? 

Ich schätze, dass die Kosten nie unter 100-500 Millionen USD fallen können, ohne, dass das gesamte Cryptosystem komplett zusammen bricht. Es müssten also immer 100-500 Millionen einfließen um zumindest die Funktion der wichtigsten Märkte und Coins am laufen zu halten. 

Ist es das gleiche bei Gold? 

Ähnlich! Auch das Goldökosystem kostet Geld. Allerdings eher für Mining und Lagerung. Wobei Lagerung oft zentral von Banken übernommen wird oder bei Privatpersonen zu Hause ohne größere Kosten. Trotzdem, auch Gold braucht Marktplätze, Minenaktivitäten, Sicherheit, Informationen etc. Die Goldmarktkapitalisierung ist allerdings ein Vielfaches höher als bei Crypto und die Kosten ein Vielfaches niedriger. 

Trotzdem kostet auch Gold jährlich Fiatgeld um das Ökosystem am laufen zu erhalten. 

Was bedeutet das Fiat Flow Modell für 2023? 

Wenn die Einkommen zurück gehen und die FED sehr restriktiv bleibt, dann wird nur sehr wenig Fiat Geld neu in den Cryptobereich fließen. Vielleicht nur einige Milliarden. Auf traditionelle Weise kann das Ökosystem nicht genug Kosten einsparen. Eine Reihe von Cryptohandelsplattformen, Händlern, Programmierern, Projekte, Minern etc. müssen also schnell aus dem Markt gehen, was nur über Pleiten passieren kann. 

Ich gehe davon aus, dass nur ca. 2-3 Milliarden im Jahr 2023 zu verteilen ist. Davon müssten alleine schon 500 Millionen oder mehr an Minen gehen. Dann bleibt nicht viel für Marktplätze. Will zum Beispiel Coinbase überleben, so müssen sie ihre Kosten auf 100-200 Millionen im Quartal reduzieren oder sogar darunter. Die Pleitewelle im Cryptobereich geht also Ende 2022 und Anfang 2023 wahrscheinlich ungebrochen weiter, bis die Fiatkosten des Cryptoökosystems um 90% reduziert sind.