Market Timing

Market Timing: Eine Spekulation gegen den Markt

Was ist Market Timing? 

Market Timing ist der Versuch von Investoren, zukünftige große Marktbewegungen vorweg zu ahnen und sich dementsprechend zu positionieren. Oder zumindest anhand von Wahrscheinlichkeiten und Attraktivität von unterschiedlichen Möglichkeiten das Portfolio Management anzupassen. 

Am einfachsten könnte man dies über die Wahl zwischen den beiden Zuständen 100% Cash oder 100% ETF abdecken und der Wechsel erfolgt entweder über eine quantifizierbare Regel oder über “ein Bauchgefühl”. 

Market Timing ist Teil unserer Serie über Grundlagen für den Finanzmarkt und Finanzbildung.

Die Möglichkeiten, die eigenen Überlegungen bezüglich Market Timing umzusetzen, gehen natürlich deutlich über die Wahl zwischen “Investiert sein” und “nicht investiert sein” hinaus. So könnte es Abstufungen geben oder sogar mit Leverage mehr als 100% investiert werden. Über Optionen können nochmal sehr kurzfristige “Wetten” auf Marktbewegungen eingegangen werden. Auch bei Futures ist oft ein Zeitelement entscheidend. 

Ein Verständnis von Market Timing gehört zu den Grundlagen der Finanzbildung.

Ist Market Timing möglich? Eine Twitter-Debatte

Empfehlung:  Andy, Andrease Steno Larsen, Memyselfandi und Marxenbrothers auf Twitter folgen! 

Hier geht es zu den berühmten Bumsbuden Portfolio von Memyselfandi007 (Twitter Link)

Wie sinnvoll ist Market Timing? 

Die meisten Aktienmärkte bewegen sich im langfristigen Durchschnitt nach oben. Diese Aufwärtsbewegung findet zudem in den meisten Perioden statt, unterbrochen von kurzen Perioden, in denen die Märkte fallen. Das Verhältnis von steigenden und fallenden Märkten liegt in verschiedenen Märkten oft bei 7 zu 3. In einer Zeitspanne von 10 Jahren gibt es durchschnittlich 7 Jahre mit positiver Performance und 3 Jahre mit negativer Performance. Aber auch auf kleinerer Zeitebene gibt es mehr positive Monate und mehr positive Tage als negative. Selbst in Bärenmärkten wie 2022 ist es oft nicht so, dass 80% der Tage negativ sind, sondern selbst dann ist das Verhältnis oft relativ ausgeglichen. 

Die Abschwünge treten also in wenigen Perioden auf und sind dann unterschiedlich stark. Als Konvention spricht man bei Märkten, die um mehr als 20% fallen, von Bärenmärkten. Die wenigsten Korrekturen werden dann ausgewachsene Bärenmärkte. 

“Märkte nehmen die Rolltreppe nach oben und fahren Fahrstuhl nach unten.”

Börsensprichwort / Börsenweisheit

In anderen Worten: Zwar gibt es deutlich weniger Perioden mit fallenden Preisen, doch diese Perioden zeichnen sich durch stärkere absolute und Prozentuale Rückgänge aus im Vergleich zu dem durchschnittlichen Trend an positiven Tagen. 

Wer also die meiste Zeit breit in Märkte investiert bleibt und die kurzen Crashphasen aussitzen kann, der hat die Möglichkeit eine typische Marktrendite zu erwirtschaften. Und diese Marktrendite war in den meisten Fällen positiv. Bei vielen Märkten liegen die durchschnittlichen Renditen vor Transaktionskosten und Steuern bei 6% bis 10%. 

Aus diesem Blickwinkel wäre es sinnvoll einfach investiert zu bleiben. Oder noch sinnvoller natürlich, die wenigen negativen Perioden zu vermeiden. 

Allerdings schaffen nur sehr wenige Anleger eine durchschnittliche Rendite. Viele Untersuchungen haben ergeben, dass durchschnittliche Privatanleger in den USA oft nur Renditen von 2-3% erwirtschafteten und auch Fonds für Privatanleger niedrigere Renditen erwirtschaften im Vergleich zur Marktrendite, wenn Transaktionskosten eingerechnet werden. Genau dies war auch ein Grund, warum es viele Befürworter von langfristiger Anlage in ETFs gibt: Es werden Transaktionskosten minimiert und die eigene Performance nähert sich über die Zeit der durchschnittlichen Marktperformance an. 

Time in the market beats timing the market.

Börsenspruch / Börsenweisheit

Viele Anleger sprechen daher davon, dass Market Timing nicht möglich ist. Dies wird unterstützt durch die Efficient Market Theory – welche an den Universitäten noch immer das am weitesten verbreitete Modell für Märkte ist. Viele Privatanleger haben mit Market Timing auch schlechte Erfahrungen gemacht. Genau deswegen ist die vorherrschende Meinung, dass Market Timing nicht sinnvoll ist. Und genau dies macht Sinn! Denn logischerweise kann nur eine Minderheit durch Market Timing eine Überrendite erreichen! 

Genau um diesen Punkt geht es in dieser grundlegenden Überlegung bezüglich des Finanzmarktes. 

Marxen Brothers Market Timing

Kurzer Rückblick auf Market Timing der Marxen Brothers: 

Im Jahre 2007-2008 habe ich (Philipp) vor einem Crash gewarnt, der vom Platzen der Kreditblase an den US Immobilienmärkten ausgehen wird. Auch habe ich im Jahr 2008 davor gewarnt, dass der spanische Immobilienmarkt sogar noch stärker überhitzt ist als der US Immobilienmarkt. 

Anfang 2009 habe ich mich dann wiederum sehr positiv über Investitionen in Aktienmärkte geäußert, als Dirk Müller und Marc Friedrich in den Medien vor Aktien gewarnt haben. Genau darin lag meiner Ansicht nach das Problem: Personen warnen im Nachhinein vor Gefahren, da sie dann die breite Masse der Öffentlichkeit und Anleger erreichen. 

Ab Januar 2020 haben wir (Henning und Philipp) in vielen Videos vor Corona gewarnt und vor einem Crash der Märkte durch Corona. Dieser Crash ist dann, zwei Monate später, im März 2020 auch eingetreten. Am 20. März 2020 haben wir dann wieder Videos mit “langsamer Wiedereinstieg in die Märkte” publiziert. Zwei Videos habe ich hier jeweils verlinkt. 

Eine nächste Warnung vor einem Abverkauf gab es in meinem Video im Januar 2022. “Der Crash kommt” hier verlinkt. Vorher hatte ich mir noch einen richtigen Rauschebart wachsen lassen. 

Eine Zwischenboden habe ich bei einem SPY Stand von 340 gesehen. Im Oktober 2022 habe ich das Video “The End ist near – Ende des Bärenmarktes” herausgebracht. Dabei hatte ich analysiert, warum im Oktober ein Zwischentief erreicht wurde und es in den nächsten Monaten eher wieder steigende Kurse geben sollte. Der SPY und QQQ startete dann die schnellste Rally seit Jahrzehnten.

Die Frage ist natürlich, ob diese richtigen Einschätzungen Zufall waren und wie groß die Wahrscheinlichkeit für solch einen Zufall sind und ob diese Aussagen aufgrund besserer Informationen und tiefergehender Analyse passierte. Und Fakt ist natürlich, dass diese Aussagen komplett gegen den Zeitgeist gingen. Kaum jemand außerhalb Chinas hat im Januar 2020 damit gerechnet, dass sich die Welt massiv verändern wird. Kaum jemand hat im Oktober 2022 gesagt, dass die Kurse nun wohl wieder steigen werden – damals herschte eine extrem bärische Stimmung vor. 


Fakt ist, dass diese Videos und Performance in der Vergangenheit liegen und mit jedem neuen Trade man sich neu beweisen muss. Und es ist auch nicht immer gegeben, dass Analysekorrektheit und Tradingerfolg bei einander liegen – auch dies kann unterschiedlich sein.


Market Timing mathematisch analysiert

Gehen wir nun davon aus, dass es nur 2 Möglichkeiten gibt: Investiert sein und nicht investiert sein. Wenn man investiert ist, dann können wir schätzen, dass es durchschnittliche 7% Marktrendite im Jahr gibt. Also ca. 97% Rendite in 10 Jahren und ca. 0,57% Rendite im Monat. Natürlich mit Schwankungen und natürlich ist der Zeitraum von 10 Jahren zu kurz, um eine durchschnittliche Rendite zu erreichen. Die in einer beliebigen 10 Jahres Periode erzielte Rendite im SP500 in der Vergangenheit wisch teilweise stark von 7% ab. Erst bei Zeiträumen von 20-30 Jahren stellte sich eine gewisse Annäherung an den Durchschnitt ein. Trotzdem, gehen wir mal davon aus, dass es wirklich um eine sehr durchschnittliche Periode handelt. 

Szenario 1: 2 Monate in 10 Jahren nicht investiert

In diesem Szenario fehlen also ca. 1,2% Rendite durch diese zwei Monate. Fallen diese 2 Monate am Ende der 120 Monate Periode an, so entsteht eine Gesamtrendite von 95,8% anstelle von 97%. Insgesamt ist der Einfluss gering. 

Szenario 2: 5 Jahre in 10 Jahren nicht investiert 

In diesem Szenario ist man die Hälfte der Zeit investiert und die andere Hälfte der Zeit nicht investiert. Wieder einfache Berechnung: 5 Jahre investiert zu 7%, danach nicht mehr investiert. Es bleiben ca. 40% Rendite über die 10 Jahre im Vergleich zu 97% Rendite. Also weniger als die Hälfte. 

Zwischenfazit: Wenn man die meiste Zeit investiert ist, dann machen die “Kosten” des nicht investiert sein wenig aus, wenn es sich nur um Monate handelt. Wenn dies aber viele Monate oder sogar Jahre ausmacht, dann wird es schwierig die fehlende Rendite wieder einzuholen. 

Verfeinerung: Relevant ist natürlich auch, ob Zinsen für den nicht investierten Zeitraum für die Cashreserven anfallen und wie hoch diese liegen. In den letzten 10 Jahren gab es in manchen Zeiträumen Jahreszinsen von 4%, zu anderen Zeiträumen von 0%. Bei höheren Zinsen für die Cashreserven wird die Differenz also nochmal geringer. Trotzdem bleibt es dabei, dass es wahrscheinlich nur dann sinnvoll ist, wenn die Zeiträume des nicht investiert-seins relativ begrenzt sind, egal ob dies vielleicht 2 Monate oder 12 Monate beträgt. 

Rechnen wir nun mal mit 12 Monaten und Zinsen von 2% und dies am Ende der 10 Jahresperiode. Also 9 Jahre zu 7% und das letzte Jahr dann zu 2%. Es kommt dann ca. 87,5% raus im Vergleich zu 97% Rendite also durchaus deutlich niedriger. 

Die eigenen Fähigkeiten des Market Timing sollten also nun einen deutlichen Unterschied machen. Wenn in dem nicht investierten Jahr weniger als 2% Marktrendite entstehen, wäre es wohl sinnvoll gewesen, nicht investiert zu sein. Die Frage ist also vor allem, wie man solche Zeiträume relativ verlässlich findet. Bzw. wie man die Wahrscheinlichkeit einschätzt, dass es vielleicht sogar eine negative Rendite in einem bestimmten Zeitraum gibt. Denn wenn man eine negative Marktrendite verhindert, dann ist dies auf jeden Fall ein sehr positiver Beitrag von Market Timing! 

Welche Market Timing Modelle und Ansätze gibt es? 

Gebert Indikator

Der Gebert Indikator wurde in den 90er Jahren entwickelt und bezieht sich auf den Dax. Dabei gibt es nur zwei Zustände: “Investiert” oder “nicht investiert” anhand von 4 einfachen Kriterien, die jeweils 1 oder 0 Punkte geben. Bei 3 oder 4 Punkten investiert man. Bei 0 oder 1 Punkt ist man nicht investiert und bei 2 Punkten bleibt man so, wie vorher. 

Die Kriterien sind Jahreszeit, Inflation, Zinsen, Wechselkurs. Also sehr einfach für jeden dies selbst zu berechnen anhand der folgenden Tabelle: 

JahreszeitZwischen November und April1 Punkt
LeitzinsZuletzt gesenkt1 Punkt
WechselkursZuletzt gesenkt1 Punkt
InflationZuletzt gefallen1 Punkt

Daraus ergibt sich ein ganz einfaches Modell, ob man im Dax investiert ist, oder nicht. Das Modell hat in der Vergangenheit eine sehr starke Überrendite erwirtschaftet. Es gibt auch eine Reihe von Webseiten, die den aktuellen Stand des Gebert Indikators wiedergeben. 

Stand im Januar/Februar 2023: nicht investiert. 

Da bald auch die Jahreszeit sich negativ bemerkbar machen wird, wird es ggf. Eine längere nicht-investiert Phase geben. Erst wenn die EZB die Zinsen senkt und/oder die Inflation zurück geht kann mit einer Änderung gerechnet werden. 

Marxen Market Timing Model

Bei meinem Modell ist vor allem die inverse Zinskurve entscheidend. Dabei schaue ich auf 2 Jahre und 10 Jahre aber auch auf 6 Monate und 5 Jahre. In den meisten Perioden invertieren beide dieser Kurven, allerdings ggf. 1-3 Monate zeitversetzt. 

Ab der Invertierung der ersten Kurve wird jeden Monat das Exposure im Markt von 100% um 10% pro Monat zurückgefahren, bis es nach 5 Monaten bei 50% angelangt ist. Sobald beide inverse Zinsstrukturkurven wieder steiler werden wird nochmal 10% deinvestiert. Man bleibt also mit 40% investiert und 60% liegt in dann normalerweise gut verzinstem Cash auf dem Brokerkonto.

Der zweite Teil der Marxen Brothers Timing Model Strategie betrifft den Wiedereinstieg: Nach einem Fall des Marktes von 20% ausgehend vom 52-Wochen Hoch oder nach 12 Monaten nach dem Zeitpunkt der Erstinvertierung wird die Aktienquote wieder um 10% pro Monat erhöht. 18 Monate nach der anfänglichen Invertierung der Zinskurve ist man also wieder 100% investiert. 

Achtung: Ich folge dem Marxen Market Timing Model nicht 1 zu 1. Meine Performance wäre allerdings noch etwas besser, wenn ich die Kriterien und Handlungsanweisungen stringent umsetzen würde. 

Risk On Risk Off RORO Michael Gayed

Michael Gayed schaut sich vor allem die Entwicklung der Relation von Gold und Holzpreisen an. Holz ist ein Frühindikator für den Hausbau und Gold ist zusätzlich ein Indikator für Flucht und Krise. Eine eindeutige Entwicklung dabei kann auf einen kommenden Crash hindeuten. 

Invertierte Zinsstrukturkurve

Achtung: eine invertierte Zinskurve zeigt relativ verlässlich eine kommende Rezession an, allerdings startet diese Rezession oft erst 6-12 Monate nach anfänglicher Invertierung und wenn die Zinsstrukturkurve anfängt zu invertieren, dann steigen Aktienmärkte manchmal weiter – auch, da es schon viele Leerverkäufer gibt, die nun auf dem falschen Fuss erwischt werden. Die gefährlichste Zeit für Märkte beginnt, wenn eine stark invertierte Zinsstrukturkurve anfängt, zu normalisieren, also weniger invertiert zu sein. An diesem Wendepunkt kommt es oft zu starken Abverkäufen an den Märkten. 

Charttechnik: Golden Cross und Death Cross

Von einem Golden Cross spricht man, wenn ein kurzfristiger Durchschnitt den langfristigeren Durchschnitt von unten nach oben durchschneidet und so oft einen neuen Bullenmarkt anzeigt. Von einem Death Cross spricht man, wenn der kurzfristige Durchschnitt eines Aktienmarktes den langfristigen Durchschnitt von oben nach unten durchschneidet und somit einen Bärenmarkt anzeigt. Dieses Market Timing tool funktioniert besonders gut bei längeren Bären- und Bullenmärkten. Die starken 

Charttechnik: Langfristige Aufwärts- und Abwärtstrends

Eine weitere Möglichkeit, die oft sehr ähnlich wie Golden Cross und Death Cross wirkt, ist es langfristige, also möglichst Mehrjährige (Bullenmärkte) oder zumindest mehrmonatige (Bärenmärkte) Trendlinien einzuzeichnen und zu registrieren, ob diese Trends gebrochen werden. 

Gerade die Leerverkäufe im Januar 2023 habe ich oft mit Hilfe von Charttechnik strukturiert.

Gewinnrenditen von Aktien und Cashrenditen

Wenn die Gewinnrenditen von Aktien deutlich über den Cashrenditen liegen, dann ist dies oft ein gutes Umfeld für Investitionen in Aktien. Dies passiert häufig an Zeitpunkten, wenn Aktien stark gefallen sind und dadurch die Renditen steigen und gleichzeitig die Notenbanken auf eine abkühlende Konjunktur reagieren und die Zinsen am kurzen Ende massiv senken. 

Anders sieht es bei dem anderen Extrem aus: Wenn Gewinnrenditen von Aktien kaum höher, oder sogar gleich oder niedriger liegen als Cashrenditen, dann ist dies oft kein attraktiver Zeitpunkt um in Aktien zu investieren. Insbesondere dann nicht, wenn die Gewinne der Unternehmen an sich noch relativ hoch liegen und nicht im Zuge einer Rezession schon um 20-40% gesunken sind. 

Crashszenario – macht wenig Sinn!

Ein häufiger Fehler beim Market Timing passiert, wenn Anleger innerhalb einer tiefen Rezession ihre Aktien verkaufen. Zum Beispiel im November 2008 bis April 2009 oder in der Eurokrise 2013. 

Warum macht dies wenig Sinn – könnte es nicht sein, dass wirklich alles zusammen bricht? Doch, das könnte natürlich passieren. Dann müsste man sich aber anders positionieren. Es macht wenig Sinn, auf einen Systemcrash zu setzen und dann zu glauben, dass man “Cash” welches auf einem Brokerkonto liegt, noch gewinnbringend investieren kann. 

Die Absicherung gegen ein solches “extremes Crashszenario” ist eine andere: Eine Immobilie, eingelagerte Nahrungsmittel und Wasser, eine Toilette im Garten, ggf. noch ein paar Silbermünzen und ganz wichtig: Eine Wohngegend mit netten Nachbarn und Freunden und Verwandten in näherer Reichweite. In manchen Ländern würde dann vielleicht noch die obligatorische Waffe dazu kommen. 

Doch die wenigsten Anleger bedenken dies. Sie haben kaum Vorräte, haben keine Masken, Aspirin, Vitamine oder Lebensmittel eingelagert und sind davon abhängig, dass das System im Sinne von Strom- und Wasserversorung, Abwasser aber auch Lebensmittelhandel funktioniert. 

Trotzdem setzen manchmal diese Personen aufgrund von medial stark verbreiteten Untergangsszenarien und Prophezeiungen auf ein solches Untergangsszenario und verkaufen ihre produktiven Assets und wandeln die gewonnene Mittel in oft spekulative Assets wie Crypto und Gold und dies oft noch in elektronischer Form. Aber auch wenn es sich um Cash auf einem Brokerkonto handelt, so ist sehr fraglich welche Rolle dies in einem Zusammenbruchsszenario spielen wird. Auch größere Cashsummen zu Hause zu lagern macht keinen Sinn bei einem Untergangsszenario! 

Auch passiert es in solchen Angstphasen häufig, dass Privatanleger ihre Ersparnisse in verlockend klingende Workshops, Bücher oder Fonds von Crashpropheten stecken. Oft mit sehr hohen Gebühren und sehr schwachen Renditen. Auch einige Fonds in Deutschland und Vermögensberater waren mit Angsterzählungen äußerst erfolgreich beim Einwerben von Mittels und äußerst schlecht darin Rendite zu erzielen. 

Nochmal: Nachdenken über einen Systemcrash kann durchaus sinnvoll sein. Es könnte auch einen positiven Nebeneffekt haben, wenn Menschen wirklich Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel politisch sich engagieren oder insbesondere wenn Menschen Nahrungsmittelvorräte anlegen und eine gute Nachbarschaft pflegen und sich gegenseitig helfen. 

Als Anlagestrategie alles im tiefsten Crash zu verkaufen, wenn alle von diesem Thema sprechen, ist oft wenig sinnvoll! 

Market Timing: Einschätzung Februar 2023

Abschließend möchte ich hier konkret auf Market Timing im Februar 2023 eingehen. Die Gewinnrenditen der US-Aktien im Februar 2023 liegen etwa gleich hoch wie die Zinsen auf Cash in den USA. Dies allerdings nicht, da die Gewinne massiv gefallen sind. Die Gewinne liegen nach wie vor nahe an einem Höhepunkt. Aus diesem Indikator ist es also nicht besonders attraktiv in Aktien investiert zu sein und die Aktienquote könnte dynamisch reduziert werden. 

Der zweite Punkt ist die Zinsstrukturkurve in den USA, die sehr stark invertiert ist. Diese Stärke der Invertierung gab es so in den letzten 2-3 Jahrzehnten nicht mehr und sie könnte ein Hinweis auf eine scharfe Rezession innerhalb von 6-12 Monaten sein. Auch das oben beschriebene “Marxen Brothers Market Timing Model” zeigt nun, dass die Aktienquote stark zurückgefahren werden sollte, bzw. schon in den letzten Monaten stark zurückgefahren wurde. 

Der Risk On Risk Off Indikator von Michael Gayed war Anfang 2023 noch positiv. Gleichzeitig waren viele Aktienmärkte in einem technischen Bullenmarkt, nachdem Anfang Februar viele Märkte einen Golden Cross gebildet hatten und auch viele Märkte ihren langfristigen Abwärtstrendlinie nach oben durchbrochen haben. 

Der SP500 ist seit Oktober in einem bullischen Trend, allerdings nahe an der unteren Unterstützung dieses Trends. Sollte der SP500 in den nächsten Tagen zum Beispiel unter 390 fallen, so sind diese kurzfristigen bullischen Trends gebrochen und der SP500 würde auch wieder unter den bärischen Trendkanal fallen. 

Meine (Philipp) persönliche Positionierung ist nun netto neutral, bis leicht short. Etwas, was ich sonst fast nie so mache. Im Jahr 2008 und Anfang 2020 war ich vor den Abverkäufen ähnlich positioniert. 

Hinweis: Dies ist natürlich keine Anlageberatung. Bitte macht eure eigenen Fehler (;-))