In diesem Artikel beschreibe ich (Philipp Marxen), wie ich plane, meine Investitionen in Konsumgüteraktien auszuweiten. In meinem Portfolio gibt es schon viele Konsumgüteraktien. Mir gefällt, dass viele dieser Firmen im Fast Moving Consumer Goods Bereich auch in Rezessionen weiterhin positive Gewinne aufweisen und die meisten Geschäftsmodelle sind nicht besonders kapitalintensiv. Dies führt dazu, dass nicht nur Gewinne, sondern auch Free Cashflows anfallen. Diese werden bei amerikanischen Unternehmen zum Teil als Dividenden und zum Teil als Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgegeben. Bei europäischen und japanischen Unternehmen dominieren dagegen eher die Dividenden.
Konsumgüter und Optionen
In diesem Artikel werde ich nur auf einige Konsumaktien eingehen. Da ich meine Konsumgüterinvestitionen über Optionen tätigen möchte, werde ich mich vor allem auf europäische und amerikanische Aktien fokussieren, da mir die dortigen Optionsmärkte vertrauter sind.
Konsumgüteraktien im Fokus
In diesem Artikel werde ich meine Strategie für Coca-Cola (KO), Unilever (UL), Heineken (HEIA), Anheuser-Busch (BUD), Anheuser-Busch (ABI), Henkel (HEN3), Colgate (CL) und Danone (BN) darlegen. Tabakaktien werde ich hier nicht weiter besprechen.
Die Unternehmen sind alle US-amerikanische oder europäische Unternehmen, die allerdings weltweit tätig sind. Bei einigen gibt es verschiedene Listings und historisch gewachsene Strukturen. Unilever hatte zum Beispiel zwei Hauptsitze in Holland und England und war unter anderem auch in den USA gelistet. In den USA sind die Optionsmärkte oft liquider, daher arbeite ich lieber mit den dortigen Börsen.
Auf weitere Besonderheiten möchte ich hier nicht mehr eingehen, aber insbesondere die zwei oben erwähnten Bieraktien sind mehrfach handelbar.
Bewertung von Konsumgüteraktien
Die oben genannten Aktien werde ich nun auf zwei Weisen analysieren: Einerseits im relativen Vergleich; andererseits im Vergleich zur eigenen Historie. Dabei schaue ich mir im Vergleich mit anderen Unternehmen insbesondere die zwei Kennziffern EV/EBITDA und MCap/FCF sowie EV/FCF an. Beim Free Cashflow werde ich versuchen, Stock-based Compensation herauszurechnen. Glücklicherweise ist dies bei Konsumgüteraktien allerdings nicht so entscheidend wie bei großen amerikanischen Technologieaktien.
EV/EBITDA der Konsumgüteraktien Dezember 2022
In dieser Tabelle stelle ich kurz EV/EBITDA am 19. Dezember für die oben genannten Konsumgüteraktien vor. Die Daten entnehme ich Tikr. In der zweiten Spalte wird der jetzige Enterprise Value mit dem EBITDA der letzten 12 Monate verglichen. In der dritten Spalte mit dem erwarteten EBITDA der nächsten 12 Monate! Im besten Fall führt ein leichtes erwartetes EBITDA Wachstum zu etwas niedrigeren EV/EBITDA in der Zukunft.
Aktie | LTM EV/EBITDA | NTM EV/EBITDA |
Coca-Cola (KO) | 22,24 | 21,69 |
Colgate (CL) | 17,44 | 16,60 |
Unilever (UL) | 13,88 | 12,71 |
Heineken (HEIA) | 13,16 | 9,99 |
Anheuser-Busch (BUD) | 11,80 | 10,36 |
Anheuser-Busch (ABI) | 11,80 | 10,36 |
Henkel (HEN3) | 10,85 | 8,88 |
Danone (BN) | 9,19 | 8,97 |
Auf den ersten Blick gibt es schon mal gewaltige Unterschiede. Coca-Cola sieht sehr teuer aus, während Danone und Henkel sehr günstig aussehen. Die größte Verbesserung wird bei Heineken erwartet.
MC/FCF der Konsumgüteraktien Dezember 2022
In der folgenden Tabelle zeige ich Market Cap / Free Cashflow im Dezember 2022 mit den Daten aus Tikr. Die Stock-based Compensations sind in dem Fall inkludiert.
Aktie | LTM MC/lev. FCF | NTM MC/lev. FCF |
Coca-Cola (KO) | 28,49 | 26,75 |
Colgate (CL) | 35,85 | 23,85 |
Unilever (UL) | 25,78 | 18,03 |
Heineken (HEIA) | 22,48 | 17,68 |
Anheuser-Busch (BUD) | 18,72 | 13,58 |
Anheuser-Busch (ABI) | 18,72 | 13,58 |
Henkel (HEN3) | 35,68 | 17,23 |
Danone (BN) | 11,80 | 14,99 |
Es sticht vor allem Henkel mit einem eher schlechten Wert heraus. Colgate hat einen sehr hohen Multiple, aber es wird erwartet, dass sich dieser deutlich verbessert. Genau umgekehrt ist die Situation bei Danone, hier soll der Multiple sich ausweiten.
Vergleich der Aktienqualität
Im Folgenden werde ich diese Konsumgüteraktien qualitativ vergleichen. Dabei stelle ich qualitative und quantitative Überlegungen an und werde ein Scoring der Qualität der Unternehmen haben. Für qualitativ höherwertige Unternehmen sehe ich einen kleinen Aufschlag für angebracht an. Vergleichen werde ich die folgenden Punkte:
- Operative Marge (%). Je höher desto besser.
- Erwartetes Umsatzwachstum in 2023-2024 in %. Je höher desto besser.
- Erwartetes EBITDAwachstum in 2023-2024 in %. Je höher desto besser.
- Qualität und Bekanntheit der Marke(n).
- Return on Assets in %. Je höher desto besser.
- Aktienanzahlreduktion in letzten 4 Jahren.
- Verschuldung im Vergleich zu EBITDA. Je niedriger desto besser.
Ich werde jeweils die Unternehmen in Gruppen teilen und kann einen, zwei oder drei Punkte pro Kategorie vergeben. Maximal sind also 21 Punkte erreichbar. Minimal 7.
Zielwerte für EV/EBITDA und MC/FCF
Damit ich später nicht anhand der Werte weitere Überlegungen anstelle, möchte ich versuchen hier schonmal die Methodik festzuhalten, bevor ich das Ergebnis der Analysen sehe. Momentan liegen die Leitzinsen in den USA bei ca. 3,5% für 10 jährige Staatsanleihen. In Europa dagegen nur bei ca. 2%.
Gewinne von Aktien aus dem Konsumgüterbereich schwanken eher wenig. Von daher ist es ok, wenn sie etwas besser rentieren als Staatsanleihen. Ein EV/EBITDA von 10-20 halte ich für angemessen und zusätzlich ein NTM MC/FCF von 12-20. Die genauere Aufteilung sehe ich so:
Unternehmenstyp | Kaufen bei (NTM EV/EBITDA) | Halten bis (NTM EV/EBITDA) |
Besten Unternehmen (17-21 Punkte) | <17 | 20 |
Mittelgute Unternehmen (12-17 Punkte) | <15 | 18 |
Mittlere Unternehmen (07-12 Punkte) | <13 | 16 |
Vergleich der Qualität
Operative Marge
Punkte | Unternehmen (Marge%) |
3 | KO (29,59%), ABI (25,92%) |
2 | CL (21,99%), UL (18,38%) |
1 | HEIA (13,74%), BN (13,74%), HEN3 (12,83%) |
Erwartetes Umsatzwachstum
Punkte | Unternehmen (Wachstum%) |
3 | HEIA (7,1%) |
2 | KO (4,1%), ABI (4,6%) |
1 | BN (3,4%), CL (3,3%), UL (3,3%), HEN3 (3%) |
Erwartetes EBITDAwachstum
Punkte | Unternehmen (Wachstum%) |
3 | HEIA (8.0%) |
2 | CL (5,6%), UL (5,9%), KO (5,4%), ABI (5,5%), BN (5,1%) |
1 | HEN3 (2%) |
Qualität der Marken
Punkte | Unternehmen |
3 | KO, CL |
2 | UL, HEIA, ABI, BN |
1 | HEN3 |
Return on Assets
Punkte | Unternehmen (ROA%) |
3 | CL (15,47%) |
2 | UL (8,44%), KO (7,87%), |
1 | HEN3 (5,11%), ABI (3,96%), BN (4,73%), HEIA (4,11%) |
Aktienreduktion seit 2017
Punkte | Unternehmen (Aktienreduktion) |
3 | UL (8%), CL (5,5%) |
2 | |
1 | HEN3 (0%), ABI (-%), BN (-%), HEIA (-%), KO (-%) |
Net Debt /EBITDA
Punkte | Unternehmen (Aktienreduktion) |
3 | CL (1,53), HEN3 (0,32) |
2 | UL (2,26), BN (2,36), KO (2,39), HEIA (2,85) |
1 | ABI (4,16) |
Vor diesem Vergleich bin ich davon ausgegangen, dass Coca-Cola in vielen Punkten besser abschneidet… aber so kann man sich täuschen.
Punktetabelle
Punkte | Unternehmen |
17 | CL |
15 | KO |
14 | UL |
13 | HEIA |
12 | ABI |
10 | BN |
9 | HEN3 |
Colgate siegt mit den höchsten Punkten. Insgesamt liegt das Feld allerdings relativ nah beieinander. Trotzdem, es macht sicherlich Sinn etwas die Werte nun anzupassen.
Wann Coca-Cola, Colgate, Unilever… Aktie kaufen?
Unternehmen | Kaufen bei (NTM EV/EBITDA) |
CL | <17 |
KO, UL, HEIA, ABI | <15 |
BN, HEN3 | <13 |
Fazit: Alle oben genannten Aktien mit Ausnahme von Coca-Cola wären momentan ein Kauf. Aber meine Strategie ist noch etwas enger gefasst. Dafür schaue ich zusätzlich auf historische EV/EBITDA Werte und möchte noch einen Sicherheitsabstand zu den Kaufkursen.
Mit Sicherheitsabstand wären wir bei folgenden Multiples:
Unternehmen | Kaufen bei (NTM EV/EBITDA) |
CL | <16 |
KO, UL, HEIA, ABI | <14 |
BN, HEN3 | <12 |
Colgate Option verkaufen ab
Colgate handelte in den letzten 3 Jahren auch schon zu 14,6 fachen des NTM EBITDA. Dies war im Oktober 2022 der Fall. Dies korrespondierte mit Kursen um 68 USD.
Es reicht aber schon zum 16-fachen Colgate zu kaufen. Auch dies wäre eine interessante Investition aus meiner Sicht. Dies korrespondiert mit einem Aktienkurs von ca. 74 USD.
Meine Strategie sieht allerdings vor, Puts zu verkaufen und damit ggf. Aktien einzusammeln. Der Strikepreis des Puts sollte also 74 USD sein. Aus Liquiditätsgründen ggf. 75 USD, auch wenn dies etwas höher liegen würde. Puts mit markanten Strikepreisen werden einfach häufiger gehandelt.
An Marge sehe ich 40% der Nominalsumme vor. Das sind 2960 USD. Eine ordentliche Verzinsung darauf aufs Jahr gerechnet wären 10%. Daraus folgt: Verkauf eines Puts bis Dezember mit 75 Strike für 2,96 (bzw. 296) oder bis Juni ein 75 Strike Put für 1,5.
Zusammenfassung:
December Put | 75 USD Strike | 3 USD |
Juni Put | 75 USD Strike | 1,5 USD |
Coca-Cola Put Option verkaufen ab
December Put | 40 USD Strike | 1,6 USD |
Juni Put | 40 USD Strike | 0,8 USD |
Sehr unwahrscheinlich, diese Puts verkaufen zu können. Aber mal sehen…
Unilever Put Option verkaufen ab
December Put | 50 USD Strike | 2 USD |
Juni Put | 50 USD Strike | 1 USD |
Bei Unilever könnte man sogar sofort mit größerer Margin of Safety Puts verkaufen. Sieht attraktiv aus.
Heineken Put Option verkaufen ab
December Put | 100 EUR Strike | 4 EUR |
Juni Put | 100 EUR Strike | 2 EUR |
Auch bei Heineken ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen.
Anheuser-Busch Put Option verkaufen ab
December Put | 60 EUR Strike | 2.2 EUR |
Juni Put | 60 EUR Strike | 1.1 EUR |
Auch bei ABI können gut Puts verkauft werden.
Danone Put Option verkaufen ab
December Put | 60 EUR Strike | 2.2 EUR |
Juni Put | 60 EUR Strike | 1.1 EUR |
Auch bei Danone ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen.
Henkel Put Option verkaufen ab
December Put | 80 EUR Strike | 3.2 EUR |
Juni Put | 80 EUR Strike | 1.6 EUR |
Auch bei Henkel ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen.
FCF-adjustierte Put Strike Preise
Oben haben wir nun nur EV/EBITDA herangezogen. Enger gefasst wollen wir aber, dass die Cashflows auskömmlich sind. MC/FCF sollte bei höchstens 16,15,14 liegen, je nach Qualitätsklasse. Daraus ergeben sich diese neuen Strikepreise:
Name | Strike | Dezember Prämie | Juni Prämie |
CL (16) | 65 (vs. 75) | 2,6 | 1,3 |
KO (15) | 40 | 1,6 | 0,8 |
UL (15) | 43 (vs. 50) | 1,72 | 0,86 |
HEIA (15) | 80 (vs. 100) | 3,2 | 1,6 |
ABI (15) | 60 | 2,4 | 1,2 |
BN (14) | 47 (vs. 60) | 1,88 | 0,94 |
HEN3 (14) | 54 (vs. 80) | 2,16 | 1,08 |
Fazit:
Im Dezember 2022 besteht aus meiner Sicht eine gute Chance, bei Anheuser-Busch, Heineken und Danone Puts zu verkaufen. Unilever und Colgate könnten interessant werden, wenn die Kurse leicht nachlassen. Henkel und Coca-Cola sind von attraktiven Kursen noch etwas entfernt. Insbesondere bei Henkel müsste sich die Situation der Free Cashflows erst verbessern.
Jetzt einfach Puts auf Danone, Heineken und Anheuser-Busch zu verkaufen bedeutet ohne Portfolio Management zu handeln. Ich möchte nicht einfach die beste Möglichkeit handeln, sondern zudem ein Portfolio damit aufbauen. Alle drei attraktive Aktien kommen aus dem Euro-Bereich und zwei davon sind Bieraktien. Colgate oder Unilever wären dagegen durchaus Möglichkeiten zur Diversifikation. Wenn bei ABI und HEIA nochmal bessere Kurse drin sind, als in der Tabelle oben beschrieben, so könnte ich bei Colgate ggf. kleinste Abstriche machen, um auch hier stärker zu investieren und dadurch zu diversifizieren.
Solange ich 40% Marge in Cash vorhalte, ergeben sich auch sonst keine Probleme.
Bei meiner Strategie und Puts auf ABI, HEIA, BN bräuchte ich in Cash:
2400 Euro (ABI) + 3200 Euro (HEIA) + 1880 Euro (BN) = 7480 Euro
Und ich hätte bei Verkauf von Dezember Puts folgende Prämieneinnahmen:
240 + 320 + 188 = 748 Euro
Dies wäre eine Rendite von 10%. Alternativ würde ich diese Aktien eingebucht bekommen, zu attraktiven EV/EBITDA Multiples und mit einer Cashflowyield von über 7%. Auch dies finde ich sehr attraktiv.
Ich werde weiter den Plan verfeinern und habe in einigen der oben genannten Aktien schon Positionen, könnte diese allerdings noch etwas ausbauen. Wir werden es sehen.