Konsum Aktien Investitionsplan 2023

In diesem Artikel beschreibe ich (Philipp Marxen), wie ich plane, meine Investitionen in Konsumgüteraktien auszuweiten. In meinem Portfolio gibt es schon viele Konsumgüteraktien. Mir gefällt, dass viele dieser Firmen im Fast Moving Consumer Goods Bereich auch in Rezessionen weiterhin positive Gewinne aufweisen und die meisten Geschäftsmodelle sind nicht besonders kapitalintensiv. Dies führt dazu, dass nicht nur Gewinne, sondern auch Free Cashflows anfallen. Diese werden bei amerikanischen Unternehmen zum Teil als Dividenden und zum Teil als Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgegeben. Bei europäischen und japanischen Unternehmen dominieren dagegen eher die Dividenden. 

Konsumgüter und Optionen

In diesem Artikel werde ich nur auf einige Konsumaktien eingehen. Da ich meine Konsumgüterinvestitionen über Optionen tätigen möchte, werde ich mich vor allem auf europäische und amerikanische Aktien fokussieren, da mir die dortigen Optionsmärkte vertrauter sind. 

Konsumgüteraktien im Fokus

In diesem Artikel werde ich meine Strategie für Coca-Cola (KO), Unilever (UL), Heineken (HEIA), Anheuser-Busch (BUD), Anheuser-Busch (ABI), Henkel (HEN3), Colgate (CL) und Danone (BN) darlegen. Tabakaktien werde ich hier nicht weiter besprechen. 

Die Unternehmen sind alle US-amerikanische oder europäische Unternehmen, die allerdings weltweit tätig sind. Bei einigen gibt es verschiedene Listings und historisch gewachsene Strukturen. Unilever hatte zum Beispiel zwei Hauptsitze in Holland und England und war unter anderem auch in den USA gelistet. In den USA sind die Optionsmärkte oft liquider, daher arbeite ich lieber mit den dortigen Börsen. 

Auf weitere Besonderheiten möchte ich hier nicht mehr eingehen, aber insbesondere die zwei oben erwähnten Bieraktien sind mehrfach handelbar.

Bewertung von Konsumgüteraktien

Die oben genannten Aktien werde ich nun auf zwei Weisen analysieren: Einerseits im relativen Vergleich; andererseits im Vergleich zur eigenen Historie. Dabei schaue ich mir im Vergleich mit anderen Unternehmen insbesondere die zwei Kennziffern EV/EBITDA und MCap/FCF sowie EV/FCF an. Beim Free Cashflow werde ich versuchen, Stock-based Compensation herauszurechnen. Glücklicherweise ist dies bei Konsumgüteraktien allerdings nicht so entscheidend wie bei großen amerikanischen Technologieaktien. 

EV/EBITDA der Konsumgüteraktien Dezember 2022

In dieser Tabelle stelle ich kurz EV/EBITDA am 19. Dezember für die oben genannten Konsumgüteraktien vor. Die Daten entnehme ich Tikr. In der zweiten Spalte wird der jetzige Enterprise Value mit dem EBITDA der letzten 12 Monate verglichen. In der dritten Spalte mit dem erwarteten EBITDA der nächsten 12 Monate! Im besten Fall führt ein leichtes erwartetes EBITDA Wachstum zu etwas niedrigeren EV/EBITDA in der Zukunft. 

AktieLTM EV/EBITDANTM EV/EBITDA
Coca-Cola (KO)22,2421,69
Colgate (CL)17,4416,60
Unilever (UL)13,8812,71
Heineken (HEIA)13,169,99
Anheuser-Busch (BUD)11,8010,36
Anheuser-Busch (ABI)11,8010,36
Henkel (HEN3)10,858,88
Danone (BN)9,198,97

Auf den ersten Blick gibt es schon mal gewaltige Unterschiede. Coca-Cola sieht sehr teuer aus, während Danone und Henkel sehr günstig aussehen. Die größte Verbesserung wird bei Heineken erwartet. 

MC/FCF der Konsumgüteraktien Dezember 2022

In der folgenden Tabelle zeige ich Market Cap / Free Cashflow im Dezember 2022 mit den Daten aus Tikr. Die Stock-based Compensations sind in dem Fall inkludiert.

AktieLTM MC/lev. FCFNTM MC/lev. FCF
Coca-Cola (KO)28,4926,75
Colgate (CL)35,8523,85
Unilever (UL)25,7818,03
Heineken (HEIA)22,4817,68
Anheuser-Busch (BUD)18,7213,58
Anheuser-Busch (ABI)18,7213,58
Henkel (HEN3)35,6817,23
Danone (BN)11,8014,99

Es sticht vor allem Henkel mit einem eher schlechten Wert heraus. Colgate hat einen sehr hohen Multiple, aber es wird erwartet, dass sich dieser deutlich verbessert. Genau umgekehrt ist die Situation bei Danone, hier soll der Multiple sich ausweiten. 

Vergleich der Aktienqualität

Im Folgenden werde ich diese Konsumgüteraktien qualitativ vergleichen. Dabei stelle ich qualitative und quantitative Überlegungen an und werde ein Scoring der Qualität der Unternehmen haben. Für qualitativ höherwertige Unternehmen sehe ich einen kleinen Aufschlag für angebracht an. Vergleichen werde ich die folgenden Punkte: 

  • Operative Marge (%). Je höher desto besser. 
  • Erwartetes Umsatzwachstum in 2023-2024 in %. Je höher desto besser. 
  • Erwartetes EBITDAwachstum in 2023-2024 in %. Je höher desto besser. 
  • Qualität und Bekanntheit der Marke(n). 
  • Return on Assets in %. Je höher desto besser.
  • Aktienanzahlreduktion in letzten 4 Jahren. 
  • Verschuldung im Vergleich zu EBITDA. Je niedriger desto besser.

Ich werde jeweils die Unternehmen in Gruppen teilen und kann einen, zwei oder drei Punkte pro Kategorie vergeben. Maximal sind also 21 Punkte erreichbar. Minimal 7. 

Zielwerte für EV/EBITDA und MC/FCF

Damit ich später nicht anhand der Werte weitere Überlegungen anstelle, möchte ich versuchen hier schonmal die Methodik festzuhalten, bevor ich das Ergebnis der Analysen sehe. Momentan liegen die Leitzinsen in den USA bei ca. 3,5% für 10 jährige Staatsanleihen. In Europa dagegen nur bei ca. 2%. 

Gewinne von Aktien aus dem Konsumgüterbereich schwanken eher wenig. Von daher ist es ok, wenn sie etwas besser rentieren als Staatsanleihen. Ein EV/EBITDA von 10-20 halte ich für angemessen und zusätzlich ein NTM MC/FCF von 12-20. Die genauere Aufteilung sehe ich so: 

UnternehmenstypKaufen bei (NTM EV/EBITDA)Halten bis
(NTM EV/EBITDA) 
Besten Unternehmen
(17-21 Punkte)
<1720
Mittelgute Unternehmen
(12-17 Punkte)
<1518
Mittlere Unternehmen
(07-12 Punkte)
<1316

Vergleich der Qualität

Operative Marge

PunkteUnternehmen (Marge%)
3KO (29,59%), ABI (25,92%)
2CL (21,99%), UL (18,38%)
1HEIA (13,74%), BN (13,74%), HEN3 (12,83%)

Erwartetes Umsatzwachstum

PunkteUnternehmen (Wachstum%)
3HEIA (7,1%)
2KO (4,1%), ABI (4,6%)
1BN (3,4%), CL (3,3%), UL (3,3%),  HEN3 (3%)

Erwartetes EBITDAwachstum

PunkteUnternehmen (Wachstum%)
3HEIA (8.0%)
2CL (5,6%), UL (5,9%), KO (5,4%), ABI (5,5%), BN (5,1%)
1HEN3 (2%)

Qualität der Marken

PunkteUnternehmen
3KO, CL
2UL, HEIA, ABI, BN
1HEN3

Return on Assets

PunkteUnternehmen (ROA%)
3CL (15,47%)
2UL (8,44%), KO (7,87%), 
1HEN3 (5,11%), ABI (3,96%), BN (4,73%), HEIA (4,11%)

Aktienreduktion seit 2017

PunkteUnternehmen (Aktienreduktion)
3UL (8%), CL (5,5%)
2
1HEN3 (0%), ABI (-%), BN (-%), HEIA (-%), KO (-%)

Net Debt /EBITDA

PunkteUnternehmen (Aktienreduktion)
3CL (1,53), HEN3 (0,32)
2UL (2,26), BN (2,36), KO (2,39), HEIA (2,85)
1ABI (4,16)

Vor diesem Vergleich bin ich davon ausgegangen, dass Coca-Cola in vielen Punkten besser abschneidet… aber so kann man sich täuschen. 

Punktetabelle

PunkteUnternehmen
17CL
15KO
14UL
13HEIA
12ABI
10BN
9HEN3

Colgate siegt mit den höchsten Punkten. Insgesamt liegt das Feld allerdings relativ nah beieinander. Trotzdem, es macht sicherlich Sinn etwas die Werte nun anzupassen. 

Wann Coca-Cola, Colgate, Unilever… Aktie kaufen?

UnternehmenKaufen bei (NTM EV/EBITDA)
CL<17
KO, UL, HEIA, ABI<15
BN, HEN3<13

Fazit: Alle oben genannten Aktien mit Ausnahme von Coca-Cola wären momentan ein Kauf. Aber meine Strategie ist noch etwas enger gefasst. Dafür schaue ich zusätzlich auf historische EV/EBITDA Werte und möchte noch einen Sicherheitsabstand zu den Kaufkursen. 

Mit Sicherheitsabstand wären wir bei folgenden Multiples:

UnternehmenKaufen bei (NTM EV/EBITDA)
CL<16
KO, UL, HEIA, ABI<14
BN, HEN3<12

Colgate Option verkaufen ab

Colgate handelte in den letzten 3 Jahren auch schon zu 14,6 fachen des NTM EBITDA. Dies war im Oktober 2022 der Fall.  Dies korrespondierte mit Kursen um 68 USD.

Es reicht aber schon zum 16-fachen Colgate zu kaufen. Auch dies wäre eine interessante Investition aus meiner Sicht. Dies korrespondiert mit einem Aktienkurs von ca. 74 USD. 

Meine Strategie sieht allerdings vor, Puts zu verkaufen und damit ggf. Aktien einzusammeln. Der Strikepreis des Puts sollte also 74 USD sein. Aus Liquiditätsgründen ggf. 75 USD, auch wenn dies etwas höher liegen würde. Puts mit markanten Strikepreisen werden einfach häufiger gehandelt. 

An Marge sehe ich 40% der Nominalsumme vor. Das sind 2960 USD. Eine ordentliche Verzinsung darauf aufs Jahr gerechnet wären 10%. Daraus folgt: Verkauf eines Puts bis Dezember mit 75 Strike für 2,96 (bzw. 296) oder bis Juni ein 75 Strike Put für 1,5. 

Zusammenfassung:

December Put75 USD Strike3 USD
Juni Put75 USD Strike1,5 USD


Coca-Cola Put Option verkaufen ab

December Put40 USD Strike1,6 USD
Juni Put40 USD Strike0,8 USD

Sehr unwahrscheinlich, diese Puts verkaufen zu können. Aber mal sehen…

Unilever Put Option verkaufen ab

December Put50 USD Strike2 USD
Juni Put50 USD Strike1 USD

Bei Unilever könnte man sogar sofort mit größerer Margin of Safety Puts verkaufen. Sieht attraktiv aus. 

Heineken Put Option verkaufen ab

December Put100 EUR Strike4 EUR
Juni Put100 EUR Strike2 EUR

Auch bei Heineken ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen. 

Anheuser-Busch Put Option verkaufen ab

December Put60 EUR Strike2.2 EUR
Juni Put60 EUR Strike1.1 EUR

Auch bei ABI können gut Puts verkauft werden. 

Danone Put Option verkaufen ab

December Put60 EUR Strike2.2 EUR
Juni Put60 EUR Strike1.1 EUR

Auch bei Danone ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen. 

Henkel Put Option verkaufen ab

December Put80 EUR Strike3.2 EUR
Juni Put80 EUR Strike1.6 EUR

Auch bei Henkel ist es kein Problem, diese Puts zu verkaufen. 

FCF-adjustierte Put Strike Preise

Oben haben wir nun nur EV/EBITDA herangezogen. Enger gefasst wollen wir aber, dass die Cashflows auskömmlich sind. MC/FCF sollte bei höchstens 16,15,14 liegen, je nach Qualitätsklasse. Daraus ergeben sich diese neuen Strikepreise: 

NameStrikeDezember PrämieJuni Prämie
CL (16)65 (vs. 75)2,61,3
KO (15)401,60,8
UL (15)43 (vs. 50)1,720,86
HEIA (15)80 (vs. 100)3,21,6
ABI (15)602,41,2
BN (14)47 (vs. 60)1,880,94
HEN3 (14)54 (vs. 80)2,161,08

Fazit: 

Im Dezember 2022 besteht aus meiner Sicht eine gute Chance, bei Anheuser-Busch, Heineken und Danone Puts zu verkaufen. Unilever und Colgate könnten interessant werden, wenn die Kurse leicht nachlassen. Henkel und Coca-Cola sind von attraktiven Kursen noch etwas entfernt. Insbesondere bei Henkel müsste sich die Situation der Free Cashflows erst verbessern.


Jetzt einfach Puts auf Danone, Heineken und Anheuser-Busch zu verkaufen bedeutet ohne Portfolio Management zu handeln. Ich möchte nicht einfach die beste Möglichkeit handeln, sondern zudem ein Portfolio damit aufbauen. Alle drei attraktive Aktien kommen aus dem Euro-Bereich und zwei davon sind Bieraktien. Colgate oder Unilever wären dagegen durchaus Möglichkeiten zur Diversifikation. Wenn bei ABI und HEIA nochmal bessere Kurse drin sind, als in der Tabelle oben beschrieben, so könnte ich bei Colgate ggf. kleinste Abstriche machen, um auch hier stärker zu investieren und dadurch zu diversifizieren. 

Solange ich 40% Marge in Cash vorhalte, ergeben sich auch sonst keine Probleme. 

Bei meiner Strategie und Puts auf ABI, HEIA, BN bräuchte ich in Cash:
2400 Euro (ABI) + 3200 Euro (HEIA) + 1880 Euro (BN) = 7480 Euro 

Und ich hätte bei Verkauf von Dezember Puts folgende Prämieneinnahmen:

240 + 320 + 188 = 748 Euro

Dies wäre eine Rendite von 10%. Alternativ würde ich diese Aktien eingebucht bekommen, zu attraktiven EV/EBITDA Multiples und mit einer Cashflowyield von über 7%. Auch dies finde ich sehr attraktiv. 

Ich werde weiter den Plan verfeinern und habe in einigen der oben genannten Aktien schon Positionen, könnte diese allerdings noch etwas ausbauen. Wir werden es sehen.