Depot

Depotvergleich

TLDR: 

  • Nimm dir einen deutschen Anbieter, wenn du wenig handeln willst 
  • Keine Depotanbietern aus der Schweiz, Zypern etc.
  • Keine Ratschläge von WhatsappGruppen oder FTX- oder Kursvermarktern
  • Schau dir Interactive Brokers an (und schreib mir gerne auf LinkedIn)

In diesem Artikel werde ich nicht nur Depots vergleichen, sondern auch aus meiner Sicht eine Empfehlung aussprechen. Letztlich solltest du allerdings selbst eine Entscheidung treffen. 

Noch ist dieser Blog nicht monetarisiert. Wie in meinen Videos empfehle ich hier auch nichts, was ich nicht guten Gewissens empfehlen könnte. Persönlich bin ich von Interactive Brokers überzeugt, aber es ist nicht für jeden die richtige Lösung.

Win Win Situation mit Depotanbieter

Der wichtigste Punkt für mich ist, dass der Depotanbieter dauerhaft und langfristig von einer Win-win-Situation profitieren sollte. Die Überlegung sollte sein, dass die Depots erfolgreicher Anleger wachsen sollten und sich bei wachsenden Depots auch höhere Gebühren für die Depotbank ergeben. 

Was macht Anleger erfolgreich?

Dies ist nicht ganz einfach zu beantworten. Timing, Erfahrung, insbesondere die eigenen Emotionen unter Kontrolle halten, Finanzmarktkenntnisse, aber auch kontinuierliches Anlegen ohne größere Fehler über Jahre, Sparsamkeit und Geduld sind häufig die wichtigsten Zutaten ein Vermögen an der Börse zu machen. 

Was führt zu Verlusten bzw. Dahindümpelnden Depots?

Leichter ist es sich zu überlegen, welche Punkte zu schlechter Performance führen und diese bei der Wahl des Depotsanbieters dann auszuschließen! 

  1. Gamification und zu viel Trading

Robinhood aber auch viele weitere Webseiten, die sich an Privatanleger wenden versuchen über Gamification, über Berichte, über Hypenachrichten dazu zu animieren, dass die Anleger möglichst viel Handeln. Rein und Raus macht Taschen leer – aber macht die Taschen der Depotanbieter anfänglich voll. Allerdings: wenn Depotkunden ihre Depots “kleintraden”, dann muss dieser Anbieter immer neue Kunden gewinnen. 

In diesem Sinne sollte man generell sehr vorsichtig sein bei den ganzen Trading Apps, die aggressiv beworben werden, wie Plus500, Robinhood, etc. 

  1. Anfällige Webseiten / Apps

Wenn Webseiten in Zeiten erhöhten Handelsvolumen zusammenbrechen oder noch schlimmer nicht sicher sind, dann kann man klar davon abraten.  

  1. Zugang nur zu suboptimalen bzw. teuren Produktion

Die meisten Broker bieten Zugang zu Aktien in Europa und teilweise den USA. Aber hier fängt es schon an. Aus meiner Sicht ist es am besten direkt an den Heimatbörsen der jeweiligen Aktien zu handeln um möglichst hohe Liquidität und niedrige Gebühren zu kombinieren. Kaum ein Broker für Privatanleger bietet wirklich den weltweiten Handel an. Selbst bei Ländern wie Türkei, Brasilien und Südkorea ist es für Ausländer schwierig Aktien direkt in diesen Märkten zu kaufen. 

Ein schlechter Broker versucht vor allem “Zertifikate” und “Fonds” zu verkaufen, da damit viele Kommissionen zu verdienen sind. Zudem fokussieren sich solche Broker auch oft darauf diese Produkte durch Marketingaktionen zu pushen. Persönlich bin ich nicht von irgendwelchen Zertifikaten auf AI oder Optionsscheinen überzeugt. Die Problematik ist, dass man dabei entweder direkt gegen eine Bank handelt, oder die Bank sich selbst absichert und der Privatkunde viel zu hohe Kosten hat. 

Faustregel: Halte dich fern von Fonds und Zertifikaten und Optionsscheinen und ähnlichen Produkten und von Depotsanbietern, die vor allem darauf abstellen. 

Entweder: Ein Depotanbieter, der dir Zugang zu Standardaktien ermöglicht. 

Oder: Ein Depotanbieter, der dir ermöglicht, auf Augenhöhe mit Banken zu handeln. D.h. ein direkter Zugang zu Future und Optionsmärkten. Achtung: Es gibt kaum eine leichtere Art, Geld zu verlieren als mit Futures auf Gas oder Öl. Die Schuld liegt dann allerdings beim Anleger und nicht beim Depotanbieter. Kurzum: Lieber ganz auf Futures und Optionen verzichten, als ohne tiefgreifende Kenntnisse auf dem Markt tätig zu werden. Übrigens: Kurse, die sich an Privatanbieter wenden, im Deutschsprachigen Bereich sehe ich explizit nicht als tiefgreifende Kenntnisse an. 

  1. Hohe Tradingkosten

Hohe Tradingkosten helfen nicht dabei, falls du einen Ansatz mit mehr Tradingumsatz verfolgst. Eine der besten Möglichkeiten ist sowieso möglichst lange in möglichst guten Firmen investiert zu sein. Ein Ansatz der von Warren Buffett und insbesondere Charlie Munger populär gemacht wurde, aber der auch von vielen anderen Anlegern verfolgt wird.

In diesem Fall sind Tradingkosten nicht so wichtig. Wenn du dir jährlich 1-3 neue Aktien nach tiefer Analyse ins Depot legst und diese jahrelang hälst, dann spielen Handelskosten kaum eine Rolle. 

Möchtest du allerdings jährlich deutlich mehr als 10 Kauf- und Verkaufsorder und insbesondere ETF oder Optionen handeln, dann solltest du sehr darauf achten, dass es niedrige Kosten gibt. 

  1. Keine Sicherheit für das Depot

In Deutschland bieten viele Anbieter eine hohe Sicherheit an. Von daher können sich Depots in Deutschland lohnen. Ich kenne sogar Personen, die im Ausland leben und mit deutschen Depots siebenstellige Vermögen verwalten. 

Insbesondere bei Anbietern aus der Schweiz, von Malta oder Zypern solltest du besonders vorsichtig sein. Ich würde es noch stärker einschränken: Entweder ein reputabler deutscher Anbieter in Deutschland, oder ein reputabler US- oder kanadischer Anbieter. 

Depotempfehlung

Du hast jetzt sicherlich schon gemerkt, dass ich kein Fan von vielen Angeboten bin, die im Internet vermehrt kursieren. Gleichzeitig kann ich dir so einfach keine Empfehlung geben, da ich nicht deinen Anlagehorizont, Kenntnisstand, Wohnsitzland, Familienstand etc. kenne. Ich würde dir aber empfehlen dir folgende Möglichkeiten anzusehen: 

  1. Für Ruhige Hände

Du möchtest im Jahr 1-3 Aktien neu in das Depot legen und diese jahrelang halten? Du analysiert diese Aktien tief und glaubst einen Wissensvorsprung zu haben oder in eine Branche zu investieren, die gerade nicht en vogue ist? Herzlichen Glückwunsch. Das sind schonmal sehr gute Voraussetzungen! Tradingkosten fallen dann kaum ins Gewicht. Du könntest also auch bei einer Sparkasse, Volksbank oder einer deutschen Privatbank ein Depot eröffnen.

  1. Für ETF Anleger

Erstmal herzlichen Glückwunsch, wenn du zu dieser Gruppe gehörst. Du hast für dich entschieden einfach in sehr günstige, weltweit anlegende ETFs zu investieren und suchst dir 2-3 ETFs. Vor allem sehr günstige ETFs, die in Aktien investieren. Vielleicht noch ein Schwellenländer ETF und ein ETF für smallcaps um deine 50-80% in deinem HauptETF noch etwas zu diversifizieren. Du suchst dir die gängigsten 2-3 Vanguard oder Blackrock ETFs mit extrem niedrigen Kosten und hast monatliche Sparraten eingerichtet, die dies ermöglichen. Ansonsten schaust du nicht viel in dein Portfolio? Sehr gut und eine Strategie, die dir viel Zeit spart und wirklich ok ist. 


Einige deutsche Neobroker und Discountbroker könnten hier passend sein. Achte darauf, dass diese möglichst saubere Systeme haben, erreichbar sind, in Deutschland ansässig und niedrige Kosten haben und diese Sparpläne ermöglichen. 

  1. Für etwas aktivere Anleger 

Wenn du etwas aktiver bist (auch wenn dies nicht unbedingt bessere Resultate bedeutet), dann schau mal nach deutschen Onlinediskountbrokern. Du handelst also 10-40 mal im Jahr und möchtest attraktive günstige Kosten ohne zu viel Komplexität. Dann ist vielleicht Onvista oder ein ähnlicher Broker und Depot das richtige für dich. 

  1. Für internationale Trader und Anleger

Wenn du möglichst international anlegen willst und auf einer Ebene wie Banken und Fonds spielen willst, dann gibt es häufig nur Interactive Brokers (IB). 

Achtung: Die Handelskosten sind niedrig und die Möglichkeiten sind wirklich vielfältig, aber dies kann dazu führen, dass man vielleicht mehr handelt, als dies optimal wäre. Zudem sind die Oberflächen dieser Broker etwas komplizierter zu nutzen. Wenn du also nur hin und wieder eine Aktie kaufen möchtest, dann macht es wenig Sinn sich ein Interactive Brokers Depot zu holen. 

Und noch etwas: Gerade wer ein Margin Konto nutzen möchte, gibt viele Rechte ab, die er sonst bei einem nicht Margin Konto in Deutschland haben würde. So gibt es zum Beispiel den Irrglaube, dass es einen telefonischen “Margin Call” geben müsste, wenn das Eigenkapital unter eine Schwelle fällt. Dieser Margin Call kann einfach bedeuten, dass der Broker erstmal Aktien etc. aus dem Portfolio verkauft und danach erst den Kunden informiert.

Wer trotz dieser negativen Punkte Interactive Brokers nutzen möchte, der kann mich auch gerne auf LinkedIn anschreiben. 

Ich könnte dann ein paar weitere Tipps geben, aber auch dich als Kunden direkt werben und dafür eine Kommission kassieren. Warum mache ich dies nicht direkt hier? Weil ich möchte, dass es für dich wirklich passt und dass du Erfolg damit hast! Noch etwas: Ich verkaufe keine Kurse oder sonstwas. Also, keine Angst davor!  😂

Mich überzeugt, dass Interactive Brokers zuerst auf die eigene Risikotragfähigkeit schaut. An zweiter Stelle dann auf die Kunden und den Dienstleistungen, die IB den Kunden anbietet. Und erst an späterer Stelle auf langfristige Profitabilität und vor allem nicht auf kurzfristige Profitabilität. Mit dieser Strategie ist Interactive Brokers allerdings auch sehr erfolgreich.

Interactive Brokers hat vielleicht viel weniger Kunden als andere Depots in Deutschland oder Depotanbieter wie Robinhood, aber die einzelnen Kunden können oft ihre Portfolios vergrößern und viele Kunden mit 7, 8 oder 9 stelligen Depots sind bei Interactive Brokers. 

Interactive Brokers und Niedrigzinsen

Gerade in Niedrigzinsphasen ist Interactive Brokers interessant, da sie sehr günstige Wertpapierkredite anbieten. Aber auch hier ist nochmal auf Vorsicht verwiesen: Leverage wirkt in beide Richtungen und Warren Buffett und Charlie Munger raten von Leverage ab, auch wenn beide Leverage sehr intensiv und intelligent nutzen. 

Noch ein Wort zu Futures und Optionen

Gerade Öl und Gasfuture sind Märkte, die zu vielen Totalverlusten führten. Das Internet ist voll mit Beispielen in dem Bereich. Ich kann nur davor warnen hier tätig zu werden. In Deutschland wie auch im Ausland gibt es eine “Kursindustrie”, die sehr einfache Konzepte lehrt um am Future und Optionsmarkt tätig zu werden. Dabei geht es fast immer um “return to the mean” Strategien und um short vol Strategien. Nach und nach haben alle diese Anbieter auch selbst massive Verluste gemacht und publizieren keine eigenen Zahlen mehr. Zudem werden Kunden geworben, die nie an den Futuremärkten aktiv werden sollten. Und noch schlimmer: Ein bekannter Kursanbieter in Deutschland hatte in seinem Video behauptet, dass Ölfutures nicht unter 0 fallen könnten. Ein fataler Fehler, der auch zu vielen Pleiten geführt hat. 

Jetzt kommen wir zu Optionen auf Aktien: Dies ist zumindest aus meiner Sicht attraktiver als Futures oder Futureoptionen. Letztlich sind Optionen aber nur Mittel, die eigenen Stärken etwas zu unterstreichen. Wer also auch ohne Optionen eine Outperformance dauerhaft erreicht, der kann vielleicht durch Optionen etwas zusätzliche Performance herausholen. Dies macht aber oft nicht besonders viel aus. Relativ risikofreie 1% monatlich gibt es nicht, auch wenn dies immer wieder versprochen wird!

Insgesamt können Optionen aber attraktiv sein und insbesondere sind sie viel sinnvoller als Optionsscheine. Optionsscheine sind letztlich Optionen auf die hohe Bankgebühren berechnet werden und zudem sehr illiquide Märkte sind. Ich sehe Optionsscheine also fast nie als sinnvoll an.